Traubeneiche Quercus petraea (MATT.) LIEBL.


Ersteindruck

Der Habitus von alten Stiel und Trauben-Eichen unterscheidet sich kaum, letztere neigt etwas mehr zum geraden, durchgehenden Stamm.

Die Traubeneiche kann bis zu 40m hoch werden und kommt häufig in Mitteleuropa, nördlich der Alpen bis 700m und Südalpen bis 1600m vor.

Sie bevorzugt steinige und vorwiegend trockene Böden und weidet (im Gegensatz zur Stieleiche).

 

 

Blatt

Anordnung: wechselständig an den Zweigen angeordnete Laubblätter

Form: verkehrt eiförmig, gelappt und aus Stiel und Blattspreite, in fünf bis acht engen Buchten abgerundet

 

 

Blüte

Art/Geschlecht: Monözisch [1]

Aussehen: unscheinbar, in eingeschlechtigen Ständen

Länge: männliche Kätzchen 6cm schlaff hängend, weibliche bis             zu 1-5cm
Blütezeit: April, Mai

 

 

Früchte

Form: Eicheln, zu einem Drittel von Bechern umschlossen
Fruchtzeit: September, Oktober

 

 

Rinde

Junge Exemplare: glatt und schwach grau-grün glänzend

Ältere Exemplare: dicke, tief längsrissige, graubraune Borke

 

 

Besonderes

 

Heilkunde

Für die Heilkunde ist speziell die (junge) Eichenrinde von Bedeutung. Die bis zu 20% Gerbstoff enthaltende Rinde hilft bei der Heilung verschiedener Krankheiten. Absude helfen in Sitzbädern gegen Hämorrhoiden, Mastdarmfisteln und Gebärmutterentzündungen oder wirken als Gurgelwasser gegen geschwollene Mandeln, entzündetes Zahnfleisch, Angina und Mundgeruch. Tee aus Eichenrinde wirkt heilend bei Erkrankungen der Magen- und Darmschleimhaut sowie bei Durchfall.

 

Waldbauliche und ökologische Bedeutung

Aus waldbaulicher Sicht zählen die lichtbedürftigen Eichen, mit einer (heutigen) Umtriebszeit von 160 bis 200 Jahren, bezüglich Bewirtschaftung zu den schwierigeren Baumarten. Da sie frostempfindlich und in der Jugend durch Schneedruck und Wildverbiss gefährdet sind, benötigen sie eine sehr intensive Pflege. Zudem bilden sie schnell Wasserreiser und Klebäste. Die Redeweise "Es braucht Glück, dass eine kleine Eiche gross wird", sagt alles! Stattliche Eichenwälder sind eine Augenweide, nicht nur für Forstleute. Im Spessart, wo angeblich bereits Karl der Grosse gejagt haben soll, gedeiht wohl einer der prächtigsten Traubeneichen-Wälder Europas.

Ein weiterer, geschichtsträchtiger Eichenwald ist der Colbert-Eichenwald bei Tronçais. Zur Sicherung der Marine soll Jean-Babtiste Colbert auf Geheiss von Ludwig XIV. diesen Wald gepflanzt haben. Weil später aber die Schiffe aus Stahl gebaut wurden, erübrigte sich das dafür vorgesehene Eichenholz.

Bei uns sind die auf dem Seerücken des Bodensees wachsenden Güttinger-Eichen wegen ihrer hervorragenden Holzqualität bekannt. Kurios mutet die Geschichte des bei Murten gelegenen Galmwald-Eichenwaldes an. Dieser ursprünglich im Besitz von Bern und Freiburg bestehende Wald fiel 1811 an den Kanton Freiburg. Die damals an diese Waldungen anstossenden fünf Gemeinden verzichteten auf die Beanspruchung ihrer Waldteile. In der Folge wurde dieser rund 255 ha umfassende Forst zum Staatswald und bildet deshalb heute eine eigene Gemeinde – die einzige der Schweiz, die nur aus Wald besteht und keine Einwohner hat! Vertreter dieser geographischen, nicht politischen Gemeinde ist der Forstkreisingenieur. Um das wertvolle Erbgut des vor allem mit Traubeneichen bestockten Galmwaldes zu erhalten, wurde 1993 ein 26,3 ha umfassendes Gen-Reservat eingerichtet.

Die ökologische Bedeutung der Eiche, ob lebend oder als Totholz, ist beeindruckend; denn auf keiner andern einheimischen Baumart leben mehr Insektenarten (Abb. 9). Gemäss wissenschaftlichen Untersuchungen profitieren etwa 400 Schmetterlingsarten, Dutzende Zweiflügler und Hautflügler, über 100 Bock-, Borken- sowie Prachtkäferarten, viele weitere Insekten, Vogelarten und Säugetiere von dieser Baumart. Zudem bieten alte Eichen verschiedenen Flechtenarten ideale Lebensbedingungen, speziell der vom Aussterben bedrohten Eichen-Stabflechte.

 

Namensherkunft

Im deutschsprachigen/germanischen Raum ist die Herkunft zur Namensgebung der Eiche ähnlich: "eih", "eik" (althochdeutsch), "ac" (angelsächsisch), "ek" (altfriesisch), "Eke" und "Eike" (Niederdeutsch) sowie "Ache", "Aich" und "Oache" (Schweiz und Bayern). Viele Orts- und Flurnamen erinnern an die Existenz dieser eindrücklichen Baumart: 

 

Zudem leiten sich verschiedene Familiennamen von der Eiche ab: Zum Beispiel: Eicher, Eichler, Eichinger, Eichenberger, Eichenroth, Eichmann und natürlich der allseits bekannte Lyriker und Schriftsteller Freiherr von Eichendorff. 

 

Begriffserklärungen

[1] Unter Monözie (altgr.: μόνος mónos „allein“, „einzig“ und οἰκία oikia „Haus“) versteht man das Vorhandensein von einem „Haus“ weiblichen und männlichen Blüten auf einem Individuum. Männliche und weibliche Blüten befinden sich also in einem "Haus".  → Einhäusig/Eingeschlechtlich

Leaves from Quercus petraea . Photograph. Britannica ImageQuest, Encyclopædia Britannica, 25 May 2016. 
quest.eb.com.3g2wkgl8017a.emedia1.bsb-muenchen.de/search/118_828963/1/118_828963/cite. Accessed 7 May 2017.

 

Sessile oak (Quercus petraea) catkins. Photography. Britannica ImageQuest, Encyclopædia Britannica, 25 May 2016. 
quest.eb.com.3g2wkgl8017a.emedia1.bsb-muenchen.de/search/132_1222593/1/132_1222593/cite. Accessed 7 May 2017.

 

SESSILE OAK TREE. Photograph. Britannica ImageQuest, Encyclopædia Britannica, 25 May 2016. 
quest.eb.com.3g2wkgl8017a.emedia1.bsb-muenchen.de/search/138_1023539/1/138_1023539/cite. Accessed 7 May 2017.

 

SESSILE OAK . Photography. Britannica ImageQuest, Encyclopædia Britannica, 25 May 2016. 
quest.eb.com.3g2wkgl8017a.emedia1.bsb-muenchen.de/search/138_1054286/1/138_1054286/cite. Accessed 7 May 2017.