Baumhasel Corylus colurna L.


Ersteindruck

Die Baum-Hasel ist ein Birkengewächs, welches auch als Türkische Haselnuss oder Byzantinische Hasel [1] bezeichnet wird. Das Hauptverbreitungsgebiet der Gewächse liegt im südosteuropäischen Raum. Aber auch im Kaukasus und Himalaya ist die Baumhasel anzutreffen.

 

Die Baum-Hasel ist ein sommergrüner Baum, der bis zu 20 Meter hoch wächst. Am geraden Stamm sitzt eine pyramidenförmige Krone. Die lichtbedürftige Baumart hat eine große Standortsamplitude, ihr natürliches Verbreitungsgebiet reicht von Südosteuropa und Kleinasien über den Transkaukasus und den Kaukasus bis in den Himalaya. Sie gedeiht in Gesellschaften der Ordnung der wärmegebundenen Flaumeichenwälder (Quercetalia pubescentis-petraeae). 

 

 

Blatt

Anordnung: Wechselständig und zweizeilig an den Zweigen angeordnete Laubblätter, in Blattstiel und Blattspreite gegliedert

Form und Kontur: Die Blattspreite ist herzförmig, spitz und gelappt bis doppelt gesägt , auf den Blattnerven behaart

Größe: Bis zu 12 cm lang (und fast genauso breit)

Farbe: Oberseite glänzend grün, Unterseite matt und etwas heller grün

  

Blüte

Art/Geschlecht: Monözisch [2] 

  • Männliche Kätzchen (Zur Blütezeit hellgelb stäubend) frei überwinternd
  • Weibliche, knospenartige Blüten erscheinen lange vor dem Laubaustrieb, (zur Blütezeit) nur an den herausragenden, roten Narben erkennbar
  • Xenogamie (Fremdbestäubung): Anemophil (windbestäubt) 

Größe: Bis 12 cm lang

Blütezeit: März - April

 

Früchte

Art: Nussfrüchte 

Anordnung: Reifen in aus fünf bis acht Nüssen bestehenden Fruchtständen, von harzigen Stacheln umgeben, mit krausen Hüllblättern

Größe: Im Vergleich zur Gemeinen Hasel (Corylus avellána) etwas kleinere Nüsse. Ca. bis 2 cm lang. 

 

Die Baum-Hasel trägt ab September ihre Früchte.

 

Rinde

Farbe: Grau-braun

Kontur: Rau und rissig/furchig

 

Nüsse (Charakteristikum)

Die Nüsse sind essbar und werden gerne zum Backen verwendet

Angenehm milder Geschmack, lange Haltbarkeit der Nüsse.

 

Holz

Farbe: Lichtbraun bis hellrötlich und im relativ breiten Splint gelblich

 

Verwendungszwecke

Zur Herstellung von Möbeln und Schnitzereien.

Gehandelt wird das Holz der Corylus Colurna in Europa aufgrund ihres extrem dezimierten (Nutzungs-)Bestands allerdings nicht mehr. 

Aus den Früchten gewonnenes Öl wird verwendet:

- In der pharmazeutischen Industrie

- Zur Herstellung von Ölfarben verwendet

Aufgrund ihres robusten und schlanken Wuchses und ihrer hohen Resistenz gegen Luftverschmutzung wird sie bevorzugt auch als Straßenbaum gepflanzt.

 

Wirtschaftliche Bedeutung (Aus-und Inland)

Auch heute noch,"[...] [stellt] der Export von Haselnüssen (Corylus Colurna L.) aus dem gesamten pontischen Gebiet Kleinasiens, vor allem aus der Region von Trabzon, einen Haupthandelszweig [dar] [...]" [3]

 

"Der Irak [verfügt] bis in die heutige Zeit über keine eigenen Haselnuß- baum-Bestände und [importiert] deshalb die Haselnüsse nach wie vor aus der Pontus-Region der Türkei [...]." [3][4]

 

Aufgrund ihrer Anspruchslosigkeit (im Vergleich zu anderen Baumarten), Trockenheitsresitenz sowie Imissionsverträglichkeit wird sie nun aber auch wieder interessant für die deutsche Waldwirtschaft.

 

Zukunftsperspektive Baum-Hasel

Gerade in Hinblick auf den voranschreitenden Klimawandel sind die Zukunftsaussichten für Baumarten (hier: Baum-Hasel) v.a. mit größerer Toleranz gegenüber Dürre und Hitze besonders gut. Aufgrund ihres Vorkommens in der benachbarten Balkanregion und ihrer mannigfaltigen Verwendungsmöglichkeiten lohnt es sich, die Baum-Hasel in Zukunft häufiger in waldbauliche Überlegungen aber auch in den Straßen- bzw. Städtebau mit einzubeziehen.

 

Begriffserklärungen/Quellen

[1] Deren Nüsse kamen „als Nuces ponticae nach Konstantinopel und Rom“, s. Meyers KonversationsLexikon, Bd. 8, 5 1895, S. 424a.

 

[2] Unter Monözie (altgr.: μόνος mónos „allein“, „einzig“ und οἰκία oikia „Haus“) versteht man das Vorhandensein von einem „Haus“ weiblichen und männlichen Blüten auf einem Individuum. Männliche und weibliche Blüten befinden sich also in einem "Haus".  → Einhäusig/Eingeschlechtlich

 

[3] Sturm, Thomas (Autor/Hrsg.): allānū-Haselnüsse als Delikatesse im kārum-zeitlichen Handel von Anatolien nach Nordmesopotamien (ca. 1930-1730 v.Chr.). In: Altorientalische Forschungen, 2009, Vol.35(2), pp.296-311 [Peer Reviewed Journal], Akademie Verlag GmbH, S.307.

 

[4] Siehe hierzu auch: G. H. Willcox, BSA 3 (1987), 104: Corylus maxima; J. N. Postgate, ibd., 134: Corylus avellana. — Nach Deutschland betrug die Ausfuhr 1916 insgesamt 3400 t Haselnüsse; s.Archiv f.Wirtschaftsf. im Orient II 2, 189.

 

 

"Habitus"

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/4/4c/Corylus_colurna_%281%29.JPG/800px-Corylus_colurna_%281%29.JPG , Lottis 80 , CC BY 3.0

Turkish Hazel (Corylus colurna) leaf, april. Photography. Britannica ImageQuest, Encyclopædia Britannica, 25 May 2016.
quest.eb.com.3g2wkg7u1ec8.emedia1.bsb-muenchen.de/search/300_3043833/1/300_3043833/cite. Accessed 10 May 2017.

 

Turkish hazelnuts (Corylus colurna). Photograph. Britannica ImageQuest, Encyclopædia Britannica, 25 May 2016.
quest.eb.com.3g2wkg7u1ec8.emedia1.bsb-muenchen.de/search/132_1205274/1/132_1205274/cite. Accessed 10 May 2017.

 

https://de.wikipedia.org/wiki/Baum-Hasel_am_Herdentor#/media/File:Baum-Hasel_am_Herdentor_-_Bremen_-_2013.jpg Till F. Teenck

Die Baum-Hasel am Herdentor in Bremen im Jahr 2013. Die Steinhäuser-Vase rechts daneben ist durch einen Holzverschlag vor der winterlichen Witterung geschützt.

 

Die Baumhasel am Herdentor

 

Zur Umgestaltung der alten Bremer Stadtbefestigung pflanzten Christian Ludwig Bosse und Isaak Altmann um das Jahr 1802 die Baum-Hasel (Corylus Colurna) in eine Parkanlage, orientiert am Stil eines englischen Landschaftsgartens. Damit ist sie der älteste Baum in den Wallanlagen und wird deshalb auch als die "große alte Dame der Wallanlagen" bezeichnet. Darüber hinaus ist sie zudem einer der ältesten Bäume der Stadt Bremen - neben der Horner Linde.

 

Die monumentale Steinhäuser Vase des Bildhauers Carl Steinhäuser wurde 1856 in den Bremer Wallanlagen in der Nähe des Herdentorsteinwegs, neben der Baum-Hasel aufgestellt.

 

Der Baum überstand den Zweiten Weltkrieg glücklicherweise ohne Beschädigung. Im Jahr 1993, richtete eine Windhose in den Wallanlagen merkliche Schäden an, die Baum-Hasel jedoch hielt auch dieser Stand.

Mittlerweile ist sie jedoch durch einen

Pilzbefall geschwächt. 2005 mussten dann Stahlseile zur Stabilisierung des Baumes installiert werden. Dieser hatte sich aufgrund seiner schweren, ausladenden Äste zur Seite geneigt. Ergänzend wurden im Jahr 2010 massive Stahlstreben zur Stützung der Baum-Hasel errichtet.

 

Um den Erhalt des historischen Baums zu gewährleisten, 

erhalten Bürger, die sich in besonderem Maße um den Baum kümmern sollen, seit 2009 eine jährliche Baumpatenschaft vom Umweltbetrieb Bremen (Stadtgrün Bremen) sowie von den SWB.